„Alles ist zehn Nummern größer“

Delegation aus Minden besucht chinesische Metropole Changzhou

Minden. 1300 Jahre älter, 45 Mal so groß wie Minden und eine ganz andere Kultur – und doch gibt es Parallelen zwischen der chinesischen Millionen-Metropole Changzhou und der Stadt Minden. Beide Städte setzen stark auf Bildung, haben eine Campus-Universität bzw. eine Campus-Fachhochschule mit technischen Fakultäten und beide sind Hafen-Standort, so Bürgermeister Michael Buhre, der gemeinsam mit einer achtköpfigen Delegation Ende September Changzhou besuchte. „Alles ist zehn Nummern größer als bei uns, sehr modern und alte Bauwerke sucht man vergeblich“, berichtete der Bürgermeister am vergangenen Mittwoch im Rahmen eines Pressegespräches.

Die Delegation, die im Wesentlichen aus Mitgliedern des Trägervereins „Partnerschaft Minden-Changzhou e. V.“ bestand, sei sehr freundlich empfangen worden und habe in drei Tagen ein straffes, nahezu perfekt durchorganisiertes Programm absolviert. So wurden unter anderem Geschäftsgespräche geführt, Unternehmen, ein Krankenhaus, eine Schule und die Universität besucht, ein Freundschaftswald besichtigt und der Hafen in Augenschein genommen. “Historie und eine traditionell auf Hierarchie ausgerichtete Ordnung liegen in Changzhou eng beieinander“, so Buhre. Das System in China sei aber auch auf Expansion und Produktion ausgerichtet. So rechnet der Staat damit, dass bis 2020 mehr als 200 Millionen Menschen vom Land in die Städte ziehen. Das bedeute für Changzhou, dass noch mehr als jetzt gebaut werde – vor allem in die Höhe, berichtet Trägervereinsmitglied Michael Prahl (Paul Jost GmbH).

Die Stadt Changzhou, die auch eine Partnerschaft mit Essen/NRW anstrebt, sei sehr interessiert an einer Kooperation mit Minden und hier im Speziellen mit Mindener Unternehmen und Bildungseinrichtungen, berichtet Bürgermeister Buhre. Er lobte das Engagement des Kompetenzteams im Trägerverein, der die jüngste Reise organisiert und aus privaten Mitteln finanziert hat. „An China kommt heute keiner mehr vorbei, der einen Markt braucht“, streicht der Vorsitzende des Trägervereins, Olrik Laufer (Adolf Laufer GmbH & Co. KG), heraus. „Wir wollen mit der Kooperation eine Brücke schlagen“, nennt Laufer eines der Ziele. Auch sollen kulturelle Unterschiede verstanden und mit Leben gefüllt werden, zum Beispiel über Austausche, ergänzt Vorstandsmitglied Michael Prahl.

Grundlage für den Besuch in China ist eine im August 2013 im Rathaus unterzeichnete Absichtserklärung über Aufnahme freundschaftlicher Beziehungen zwischen Minden und Changzhou. Im Mai 2014 wurde ein Trägerverein gegründet, in dem die Stadt Minden Mitglied ist. Handlungsfelder für eine Kooperation mit der chinesischen Stadt werden in den Bereichen Wirtschaft, Tourismus und Bildung gesehen. Bereits Anfang November wird eine siebenköpfige Delegation aus Changzhou Minden besuchen, auch soll es 2015 einen Schüleraustausch auf gymnasialer Ebene geben, kündigte Buhre an.

Den Kontakt zur Stadt Changzhou hat Olrik Laufer über die in Minden lebende Chinesin und Heilpraktikerin, Jiwen Kuhr, hergestellt. In der 3,5 Millionen-Einwohner-Stadt – die Region hat mehr als 5 Millionen Einwohner – gibt es bereits zahlreiche Unternehmen aus der Bundesrepublik Deutschland, die hier einen Sitz haben und größtenteils auch produzieren. Trotz wirtschaftlicher Beziehungen, Kulturaustausch und Tourismus dürfe nicht vergessen werden, dass „in China zweifelsohne ein politisch autokratisches System herrsche“, so Buhre. Das Land habe sich dennoch in den vergangenen Jahren gewandelt. Eine Kooperation biete daher vielfältige Potenziale, die ausgeschöpft werden können.